Veranstaltungen 2023

09.12.2023 | Jess Jochimsen: Meine Gedanken möchte ich manchmal nicht haben

Ein furioser Abschluss eines guten Jahres für den Salmen war der Auftritt von Jess Jochimsen. Der Satiriker, Kabarettist, Schriftsteller und Fotograf versteht es wie kein zweiter, Diamanten in einem Berg von Steinen zu finden. Sätze, die für die meisten Menschen lapidar und nichtssagend sind, werden zu Aufhängern von Gesellschaftskritik, einem gerüttelt Maß an Politikschelte, beziehungsweise zu einer Retrospektive der Zeit n.C. (nach Corona, nicht: Numerus Clausus). Jochimsen wirkte überhaupt nicht als würde er ein "Programm" spielen. Er stand mit beeindruckender Souveränität auf der Bühne und "erzählte" einfach. Ganz so als säße man gemütlich zusammen und unterhielte sich und eines ergab das andere. Er stellte auch teilweise Fragen ans Publikum. Er provozierte das Publikum. Er spielte mit dem Publikum. Aber immer mit einem Augenzwinkern. Scharfzüngig, intelligent und akribisch recherchiert arbeitete er sich von vor Corona bis Nach Corona vor und teilte seine Beobachtungen, Befürchtungen und Einschätzungen mit dem Publikum, das bei allem Ernst kaum aus dem Lachen herauskam. Die Pointen schlichen sich förmlich von hinten an, um dann ihre volle zwerchfellerschütternde Wirkung zu entfalten. Dass Jochimsen auch ein exzellenter Musiker ist, bewies er mit Songs, die er mit dem Akkordeon oder der Gitarre begleitete. Nicht fehlen durfte auch der Teil, bei dem er am Xylophon "klimpert" (auf relativ hohem Niveau allerdings) und förmlich abwesend über Dinge sinniert, so als würde er einfach laut denken.

Wer über diesen Teil des Programmes nicht lachen konnte, wurde spätestens mit den "Dias" geknackt, die sein scharfes Auge bewiesen, und die die skurrile, haarsträubende und absolut unerwartete Dinge zeigten.

Es war schlicht ein Genuss, Jess Jochimsen zuzuhören und zuzusehen, der es sich am Ende nicht nehmen lies, die (nicht nur für Künstler) wichtige und gute Arbeit des Salmen-Teams hervorzuheben.


29.11.2023 | HaR trifft HiK (Mundartabend)

Hartheim am Rhein trifft Haslach im Kinzigtal

Rolf Imm mit seinen Gedichten im Hardemer Dialekt und Klaus Obert mit selbstgeschriebenen Liedern im Haslacher Dialekt unterhielten die Gäste im Foyer aufs trefflichste und gestalteten einen höchst amüsanten und humorvollen Abend.


25.11.2023 | Bernd Lafrenz: Richard III.

Obwohl man weiß, was einen erwartet, wird man jedes Mal wieder von Bernd Lafrenz überrascht, der an diesem Samstag sein neuestes Stück auf die Salmenbühne brachte. Nicht nur die Parallelen zwischen dem Pestausbruch in der Zeit, in der das Stück spielt, zur Corona-Pandemie (in der das Stück entstanden ist!), nicht nur die immer wieder verblüffenden mit den skurrilsten Requisiten vollzogenen Rollenwechsel waren genial verarbeitet und dargestellt, der Witz und die Wandlungsfähigkeit des Mimen sind jedes Mal ein Hochgenuss. Selbst spontane Reaktionen (hier auf die Anmoderation bezüglich des Ehrenamtes) baut Bernd Lafrenz in das Stück ein, als wären sie schon immer da gewesen. Natürlich spielte auch (wie in fast allen Stücken) das Publikum eine Rolle, ob als Jubelmenge bei der Königskrönung, als Knarzen der Türen im Königspalast oder als Glockengeläute. Fast wie geprobt wirkte die lautstark und mit großer Begeisterung agierende Menge. Eine Besonderheit an diesem Stück ist die Aktion auf drei Ebenen, die Lafrenz meisterlich und gekonnt vermischt. Da ist der Erzähler, der in die Geschichte einführt, da ist Shakespeare, der das eben zu sehende Stück in Anwesenheit eines Freundes und seiner Mutter gerade plant und schreibt und da ist die Handlung selber. Die Mutter mischt sich schon Mal ein, wenn es im Stück Tränen gibt oder die Schergen des Königs leihen sich den Hocker der Mutter aus. Selten war ein Stück so amüsant und kurzweilig und die Ideen, wie Lafrenz Dinge darstellt sind unerschöpflich (z.B. die Schlacht bei Bosworth, genial ist untertrieben!). Über Lafrenz' Mimik und sein komödiantisches wie schauspielerisches Talent muss nichts mehr gesagt werden. - Der tosende Applaus am Ende wollte nicht enden und war mehr als verdient!

( ... ich denke, fast alle freuen sich schon darauf, dass Bernd Lafrenz in einem Jahr wieder kommt, dann mit Unterstützung des Musikers Thomas Roth, einem Meister auf der Nyckelharpa!). 


11.11.2023 | Redhouse Hot Six (Oldtime Jazz)

Die sieben Männer der Redhouse Hot Six haben am Samstag wieder einmal den Salmen zum Brodeln gebracht.  Schon mit dem ersten Stück hatten sie das Publikum auf ihrer Seite und das blieb so bis zum Ende. Die international besetzte Band mit Lars Petersen (Posaune, Gesang), Georg Tschirdewahn (Saxophon, Klarinette, Gesang), Frank Schmidt (Trompete, Gesang), Christian Kempa (Klavier), Hans Brugger (Schlagzeug), Martin Hess aus der Schweiz (Kontrabass) und Eric Cousin aus Frankreich (Banjo, Mandoline, Gesang) legte eine unglaubliche Spielfreude an den Tag und begeisterte mit jedem Stück. Langsame getragene Balladen wechselten sich ab mit klassischen Jazzklassikern und pulsierenden, sogar teils lateinamerikanischen Rhythmen, Oldtime Jazz traf auf klassischen Blues. Dass alle sieben ausgezeichnete Musiker sind, bewiesen sie in unzähligen Soli, die jeweils mit tosendem Zwischenapplaus honoriert wurden, ihre Vielfalt zeigten sie mit Stücken von Sidney Bechet über Cab Calloway bis Grateful Dead (!), das Eric Cousin grandios auf der Mandoline spielte und mit eindrucksvoller Stimme auch sang. Das blinde Verständnis der Musiker untereinander, die unzähligen perfekt getimten Instrumentalpassagen und das geniale Zusammenspiel beeindruckten immer wieder aufs Neue. Der glasklare Sound machte es zum puren Vergnügen, den einzelnen Instrumenten zuzuhören und den Musikern, die sichtlich auch Spaß hatten, zuzuschauen.

Die Band flutete den Saal mit purer guter Laune und viele Zuschauer hielt es nicht auf ihren Sitzen, sie mussten sich einfach zu der Musik bewegen. Die launige und humorvolle Moderation von Lars Petersen tat ein Übriges und der Abend wird allen noch lange im Gedächtnis bleiben ... vielleicht sogar so lange bis die Band wieder in den Salmen kommt ...!?


28.10.2023 | The Desert Jazz Orchestra

Die Bühne war vollgepackt mit Musikern wie selten im Salmen. Das Desert Jazz Orchestra gab sich die Ehre, 18 Vollblutmusiker aus ganz Südbaden, die schon nach den ersten Tönen Anlass zu den kühnsten Erwartungen gaben. Mit Tweet Fatigue von Gordon Goodwin, dem Kopf der momentan angesagtesten Bigband der Welt, begann der Parforceritt durch die Größen der Bigband-Szene deren Namen den meisten eh nichts sagen würden. Die Arrangements sprühten jedenfalls nur so vor Einfällen und die Songauswahl war äußerst abwechslungsreich. Wilde, teils vertrackte Rhythmen wechselten sich ab mit getragenen balladesken Stücken, immer wieder kam etwas Neues. Bandleader und Saxophonist Tom Timmler führte durch das Programm und moderierte launig und humorvoll die meisten Stücke an. Beeindruckend war nicht nur, mit welcher Exaktheit die einzelnen "Abteilungen" ihre Einsätze absolvierten, ob Saxophone, Trompeten oder Posaunen oder wie kompakt und transparent der Gesamtsound im Saal ankam, sondern auch, wie intensiv man die Leidenschaft der Musiker und ihren Spaß am Musizieren spürte. Die Rhythmussektion, aus Bass, Gitarre und Schlagzeug bestehend, legte nicht nur eine grundsolide Basis, sondern bereicherte die Kompositionen immer wieder mit kleinen Licks, Läufen und Einwürfen.  Alles wirkte "wie aus einem Guss". Fast alle Musiker bekamen ihr Solo und bewiesen, begleitet von spontanem Zwischenapplaus, allesamt ihre Extraklasse. So eine geballte Menge an Ausnahmemusikern muss man lange suchen, es war einfach ein Ohrenschmaus. Auch wenn es ab und zu sowohl tonal als auch rhythmisch etwas "schräg" wurde fand die Band immer wieder in die swingende und klingende Spur zurück. Jazz ist eben keine Tanzmusik, obwohl es Gäste gab, die es nicht auf dem Stuhl hielt und die sich einfach bewegen mussten. Der tosende Applaus am Ende zeugte von der Begeisterung des Publikums.

Es war sicher nicht das letzte Mal, dass das Wüsten-Jazzer im Salmen waren ...


14.10.2023 | Ansgar Hufnagel: Das ist Kunst

Der "Tausendsassa" kann nicht nur Poetry Slams moderieren, er hat mit seinem Solo-Programm auch noch viel mehr in petto als man ahnt. Das bewies er den Besuchern im Salmen eindrucksvoll. Nachdem der Auftritt ganz spontan vom Saal ins Foyer unten verlegt worden war, wurde es in der heimeligen Atmosphäre mit viel Nähe zum Publikum ein rundum gelungener und wunderschöner Abend. Ansgar Hufnagel beeindruckte mit seiner Vielfalt an Texten, Gedichten und bestärkte sein Image als "ungefährlichster Rapper der Welt". Mit viel Tiefgang, faszinierendem Wortwitz und immer den Schalk im Nacken erzählte der sympathische Künstler sehr viel Privates aus seinem Leben, Geschichten vom Scheitern, vom Wieder-Aufstehen, vom Durchhalten, und verbreitete sehr viel Lebensfreude und gute Laune. Seine herrlich gereimten Rap-Songs standen in völligem Gegensatz zu den "üblichen" Raps, die oft aggressiv und menschenverachtend daherkommen und waren durchweg positiv, witzig und wunderschön arrangiert. Sein gekonntes Lavieren zwischen Comedy, Kabarett und Rap zeigte seine Vielseitigkeit und überraschte immer wieder; Mal ein Gedicht, Mal eine Geschichte, Mal Musik. Dabei verzichtete er auf populistische Schenkelklopfer und große Sprüche, Hufnagel ist ein Mensch der feinen Wortklinge. Er hatte an diesem Abend sehr viel zu sagen und erzeugte zu jederzeit eine wohlige und angenehme Atmosphäre in der sich das Publikum sichtlich wohl fühlte und den Abend in vollen Zügen genoss.


07.10.2023 | Tabasco - Blues, Funk, Soul, Rock

Die alten Herren von Tabasco (es sind noch mehrere Gründungsmitglieder dabei) rockten den fast vollen Saal wie in ihren besten Tagen. Die Band feiert in diesem Jahr tatsächlich 50-jähriges Bestehen und hat es sich nicht nehmen lassen, dies auch im Salmen zu feiern. Mit ihrer Mischung aus Blues, Funk, Rock und Soul erweckten sie viele Klassiker zum Leben, die man sonst nirgendwo hört. Die Musiker brillierten in ausgedehnten Soli, einem kompakten Sound und mit unglaublicher Spielfreude. Mit den vier Bläsern, Keyboard, Gitarre, Bass, Schlagzeug und einem zusätzlichen Percussionisten schöpfte die Band ihre schier unendlichen Möglichkeiten voll aus und bot eine abwechslungsreiche und vielfältige Songauswahl, jeder eine Perle für sich. Da der etatmäßige Sänger Kai Kinast verhindert war, vertrat ihn Fritz Schillinger, der sich nach 17-jähriger Bühnenpause wieder überreden ließ. Was für ein Glücksfall, denn seine Stimme, die sehr nahe an Joe Cocker oder David Clayton-Thomas liegt, war mehr als ein Ersatz. Dazu kam die (nun nicht mehr ganz so neue) Sängerin Silke "Janis" Wehrle (übrigens genau so alt wie die Band), die verriet, dass sie beim letzten Auftritt von Tabasco (2018) im Salmen im Publikum gesessen hatte und sich fasziniert gewünscht hatte, "da auch Mal mitmachen zu dürfen"! Seit einiger Zeit darf sie ... und wie sie darf! Sie erwies sich als ein wahrer Hauptgewinn für die Band und riss das Publikum (nicht nur) mit Stücken von Janis Joplin und Ami Winehouse von den Stühlen. Es war ein sehr langer und denkwürdiger Abend ...


16.09.2023 | Michael Parléz: Geheimwitzvoll

Michael Parléz, ein Meister seines Faches beeindruckte die Besucher im Salmen wiederholt mit seinen unvergleichlichen und verblüffenden Zaubertricks und seiner witzigen Moderation, die so manchen Comedian daneben erblassen lassen würde. Der gut besuchte Saal honorierte die Leistungen mit langem Applaus und war restlos begeistert. Sehr oft mussten Zuschauer bei manchen Kunststücken assistieren, was diese mit großer Freude taten. Insbesondere die zahlreichen Kinder hatten den allergrößten Spaß als Parléz seinen "Assistenten" Alfredo aus der Kiste holte, der (per Bauchreden) mit seiner frechen Art uns seinen ständigen Flirtversuchen kein Auge trocken ließ und eine willkommeme Abwechslung zur Zauberei war. Natürlich präsentierte der "Zauberer" auch seinen Kaugummi-Trick, mit dem er kürzlich bei den Deutschen Meisterschaften einen ersten Preis gewonnen hatte! - Wieder einmal immer ein perfekter Abend für Besucher, Veranstalter und Künstler!


Sommerpause


17.06.2023 | Boogie Connection

Seit langer Zeit war wieder einmal die "kleinste Bigband der Welt", nämlich die drei Herren von der Boogie Connection bei uns auf der Bühne und rockten den ziemlich vollen Salmen. Christoph Pfaff (immerhin altersmäßig schon tief in den Siebzigern) an Gitarre(n), Bluesharp und Gesang hat immer noch eine gewaltige Power in seiner Stimme und Gefühl in den Fingern, Jörn-Paul Weidlich (der Youngster) hatte sichtlich sehr viel Spaß beim Trommeln und legte mehr als eine grundsolide Basis mit seinem Schlagzeug und Thomas Scheytt, der Hexer an den Keyboards beeindruckte einmal mehr durch sein virtuoses Spiel. Die Band lieferte wie immer einen heißen Mix aus Blues, Boogies und Rock'n'Roll von Elvis über Ray Charles, Eric Clapton und vielen mehr, und sparten auch nicht mit eigenen Songs, die in keinster Weise hinter den übrigen zurückstehen müssen. Thomas Scheytt und Christph Pfaff wechselten sich ständig ab, um mit brillanten Soli zu glänzen, die jedes Mal mit Szenenapplaus bedacht wurden, währedn Paul Weidlich mit viel Einfühlungsvermögen und sehr abwechslungsreichen drumming kongenial immer den richtigen Groove beisteuerte. Christoph Pfaff, hielt sich mit seinen früher etwas ausführlicheren und witzigen Einführungen in die Songs sehr zurück, aber das bescherte dem Publikum mehr von der wunderbaren Musik. Der Saal kochte, und das nicht nur wegen der Wärme draußen und unsere Klimaanlage hatte alle Drähte voll zu tun, eine einigermaßen erträgliche Temperatur im Saal zu erzeugen. Nicht nur den Musikern hat dieser Abend riesigen Spaß gemacht.


20.05.2023 | Philipp Weber: KI - Künstliche Idioten

Von der ersten Sekunde auf der Bühne stand der glänzend aufgelegte Kabarettist unter Hochspannung. Wie eine abgeschossene Flipperkugel sprang er unvermittelt Mal hierhin, Mal dahin, und sprach dabei in einem Tempo, das dem Zuhörer einiges abverlangte. Was er sagte, war intelligent, spritzig, hochgradig witzig und immer gut recherchiert. Die Gagdichte war unglaublich und wenn er sich in Rage sprach, konnte es schon Mal ganz schön laut werden. Er regte sich gerne, oft und ganz herrlich witzig über viele Dinge auf, wiederholte manchmal wichtige Phrasen mehrmals, um sie dann mit einer völlig unerwarteten Wendung zu einer Pointe zu bringen. Vieles war an Skurrilität kaum zu überbieten. Immer ganz nah am Zuschauer, sprach er des Öfteren einzelne persönlich an und seine ganze Professionalität kam bei seinen Reaktionen auf Zwischenrufe zutage, die ihn zwar manchmal unterbrachen, aber keineswegs aus dem Konzept brachten. Das Publikum kam aus dem Lachen eigentlich kaum heraus und als Weber nach über einer Stunde zur Pause aufrief, waren manche regelrecht dankbar und nutzten die Zeit, sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen. In gleichem Tempo und mit gleichem Niveau ging es auch in der zweiten Hälfte weiter, in der es viel um den Menschen und seine Fähigkeiten im Gegensatz zu "Künstlichen Intelligenz"  (KI) ging, insbesondere die Gabe des Humors. Keine noch so (angeblich) intelligente Maschine kann diesen imitieren, was Weber sofort anhand einiger Witze eindrucksvoll "bewies". (Nicht nur fast) philosophisch appellierte er an die Menschheit, ihre eigene Intelligenz dazu zu benutzen, die sogenannte KI sinnvoll einzusetzen und diese nicht zu verteufeln, sie aber auch nicht in den Himmel zu heben. Vor allem sah er sie weder dazu gedacht noch in der Lage, Menschen zu ersetzen. Diese "Botschaft" in solch witzige Form zu verpacken und trotzdem so eindringlich zu verbreiten, das macht dem Künstler so schnell keiner nach. Nach fast zweieinhalb Stunden (und einer zwerchfellerschütternden Zugabe aus seinem Programm "Durst-Warten auf Merlot") beendete Philipp Weber sein Programm mit einem großen Dank an das Salmen Team, aber auch an alle Kleinkunstbühnen, die zumeist (wie auch der Salmen) von ehrenamtlichen Helfern am Leben gehalten werden, und Menschen wie ihm praktisch ihr Einkommen sicherten. Die Kleinkunstwelt leide immer noch an Long-Covid und er appellierte an das Publikum, all seine Kolleginnen und Kollegen durch ihre Besuche zu unterstützen.


06.05.2023 | Storl & Karle

Da nur sehr wenig Zuschauer kamen, wurde das Konzert kurzerhand ins Foyer verlegt, was den Abend ganz Besonders machte. Es hatte das Flair eines Wohnzimmerkonzerts und man konnte dem Fingerstyle Spezialisten Joachim Storm und dem Schlagzeuger Eric Karle ganz genau bei ihrer "Arbeit" beobachten. Das Duo spielte ausschließlich Kompositionen des Vogtsburgers Joachim Storl, die der Breisacher Schlagwerker Eric Karle mit verschiedensten Schlagwerkzeugen ganz famos unterstützte und so für den richtigen Groove sorgte. Die Musik zu beschreiben ist schwierig, so vielfältig, eingängig und eindringlich waren die Kompositionen. Wunderschöne Melodien, fließend und schwebend unterhielten vortrefflich, die Vertonung eines Bummels durch Freiburg ließ einen die Bächle spüren und den Duft der Bratwurst auf dem Münsterplatz förmlich riechen. Zu jedem Titel wusste Joachim Storl eine Geschichte zu erzählen, und nicht immer war es einfach, einen solchen zu finden, daher hieß z.B. ein Stück einfach so wie der Entstehungszeitraum, "Zwischen den Jahren".  Die wenigen Anwesenden genossen die herrlichen, perlenden Klangkaskaden und die wunderbare rhytmische Vielfalt der beiden Künstler.


22.04.2023 | Voice Passion: ... by Candlelight

Hoch her ging es an diesem Abend und das nicht nur wegen der Sopranistin Lauren Francis. Mit ihrem Partner Franz Garlik als Duo "Voice Passion" unterwegs bot die Waliserin einen bunten Strauß von Melodien angefangen bei Opernarien aus Hoffmanns Erzählungen oder der Lustigen Witwe über das irische Volkslied Scarborough Fair, einigen Pop-Songs im Crossover-Stil bis hin zu Metallicas Nothing else matters. Ergänzt wurde das Ganze durch einige Musicalnummern etwa aus Dr. Jekyll & Mr Hyde, dem Phantom der Oper, Rudolf, Sissi oder dem unvergleichlichen "Memory" aus Cats, bei denen auch Franz Garlik Mal solo, Mal als kongenialer Duett Partner seiner Frau, glänzen konnte, die er ansonsten am Flügel solide und fingerfertig begleitete. Der Mittelpunkt des Abends war aber eindeutig die wunderbare Lauren Francis und das nicht nur wegen ihres leuchtend roten Kleides, das von der Bühne strahlte. Das bezaubernde Lächeln der Sängerin flutete den Theatersaal mit guter Laune und die witzigen und gutgelaunten Moderationen, bei denen sie mit hinreißendem walisischem Akzent die Lieder in das entsprechende Stück einordnete, Anekdoten aus ihrem Leben erzählte oder einfach über den Inhalt sprach, waren ebenso genial wie charmant. Trotz erst kürzlich überstandener Grippe meisterte sie die schwierigsten Stücke äußerst gefühlvoll mit ihrer unfassbar schönen und kraftvollen Sopranstimme. Auch in dieser Hinsicht ist die Höchstleistung der Ausnahmesängerin an diesem Abend nicht hoch genug einzuschätzen. Ab und zu ein leichtes Hüsteln als Überbleibsel baute sie geschickt in die Moderation ein. Überraschend und durchaus nicht üblich war die Tatsache, dass man die Texte in jedem Lied verstehen konnte, sei es auf Italienisch, auf Englisch oder meist auf Deutsch. Das bezauberte Publikum sparte nicht mit Applaus für die beiden Künstler, die den wunderbaren Abend offensichtlich ebenfalls genossen.


01.04.2023 | Volkmar Staub: Ausreden

Am 01. April gab es wieder einmal viel Staub auf der Bühne! Volkmar Staub, ein Altmeister der politischen Satire, wie es sie in der heutigen Kabarettlandschaft kaum noch gibt, zog wie immer alle Register seines Könnens. Der Mozart unter den Wortverdrehern hat es eben immer noch drauf und wollte sich an dem Abend "Ausreden" (so sein neues Programm). Es ging aber auch um die "Ausreden" von Politikern jedweder Couleur. Mit unglaublichem Wortwitz und anspruchsvoller Eloquenz ging es zunächst vorwiegend um die deutsche Politiklandschaft, aber auch das restliche Europa von Italien bis England bekam die bissigen Breitseiten Staubs ab. Einige Aussagen untermauerte der Künstler mit Zahlen, die er vom "Buddhistischen Standesamt, nein, Pardon, von Statistischen Bundesamt" erfragt hatte. Sorge bereite ihm auch nicht die Einschränkung seiner Rechte durch Beschränkungen, sondern eher die Einschränkungen durch Beschränkte und Rechte. Mystisch wurde es, als Staub sein Traum-Gedicht von einem Ball pompös vortrug und ganz still im Saal. Aber sofort wurde wieder auf die Humorschiene eingebogen mit seinem unvermeidlichen James Bond Filmtrailer. Die Handlung war runderneuert, geblieben sind die ideenreichen und skurrilen Besetzungsvorschläge, mit denen er die Lachmuskeln der Zuschauer auf eine harte Probe stellte. Was bei Staub auch seit über 20 Jahren Tradition hat, ist sein Auftritt nach der Pause als Häuptling Winnetou (mit entblößtem Oberkörper), der das Wort an seine "roten Brüder vom Stamm der Sozialdemokraten" richtet. Da fehlte kaum jemand im Portfolio, von der "Primaböllerina" Christine Lambrecht bis hin zu Karl Tosender Fluss, von seinen Stammesbrüdern Lauterbach genannt). Ein gutes Maß an Selbstironie zeigte der Künstler beim Wiederanziehen seines Hemdes mit der Bemerkung: Beim Kabarett kriegen alle Ihr Fett weg - nur ich nicht!

Seinen geschliffenen und hochklassigen Vortrag, dem man als winzigen Kritikpunkt anlasten könnte, dass er manchmal etwas zu sprunghaft das Thema wechselte, unterbrach Staub manchmal mit selbst getexteten witzigen Songs zur Gitarre, die sich nahtlos ins Programm einfügten. Es gab kaum ein Thema, das Volkmar Staub ausließ, der einen äußerst vergnüglichen Abend mit mehreren Zugaben beendete.


18.03.2023 | Tobias Gnacke: Wer jagt gewinnt

Ein Spaßmacher, heute Neudeutsch: Comedian, hat seinen Job gut gemacht, wenn das Publikum oft lacht, er hat seinen Job hervorragend gemacht, wenn das Publikum ständig lacht. Am Samstag, den 18.03. hatten die meisten Besucher des Salmen schon in der Pause Bauchschmerzen vor Lachen. Tausendsassa und Multitalent Tobias Gnacke war auf der Bühne und bescherte einen denkwürdigen und außergewöhnlichen Abend. In seinem Programm "Wer jagt gewinnt" zog sich das Volkslied "Ein Jäger aus Kurpfalz" als roter Faden durch das ganze Programm. Schon die Versionen verschiedener Länder, von Schottland über Spanien bis China erzeugten Lachtränen, und als er das Lied dann im Stil verschiedener Künstler (auch textlich) etwas verfremdete, etwa als Reinhard Mey, Die Toten Hosen ("Einen Hasen wie diesen"), Peter Maffay oder Helene Fischer ("Atemlos durch den Wald") gab es keinen mehr, der ruhig auf seinem Stuhl saß. Man fühlte sich zurückversetzt in die Hochzeiten von Otto, Mike Krüger oder anderen Spaßmachern. Dabei kopiert Tobias Gnacke nicht, er hat seinen ureigenen individuellen Stil, der geprägt ist von einer unglaublichen Gabe, zu parodieren, von einer hervorragenden Tenorstimme, von einer Mimik und Gestik, die seinesgleichen sucht und von hervorragendem musikalischem Talent, ob an der Gitarre oder an der Trompete oder in einem Instrumentalstück an der Blockflöte. Letzteres spielte er mit Hingabe so wundervoll, dass viele glaubten es sein ein Playback, was der Künstler jedoch sofort eindrucksvoll widerlegte. Zu den vielen Talenten Gnackes gehört auch das Bauchreden. Im ersten Teil der Show erzählte Pinguin Richard äußerst witzig von seinem Leben im Kühlschrank und führte sogar einen verblüffenden Zaubertrick vor, im zweiten Teil kam der australische "Praktikant", der immer müde Koala Quincy Franklin, zu Wort, man hatte kaum Zeit, die Lachtränen wegzuwischen. Zwischendurch reagierte Gnacke immer wieder äußerst schlagfertig und humorvoll auf das Publikum. Eine Zuschauerin hatte allerdings die Lacher auf ihrer Seite, als Gnacke den "Jäger aus Kurpfalz" zum ersten Mal vorspielte und fragte, ob jemand den Titel erkenne rief sie laut "Atemlos", was ihn für den Bruchteil einer Sekunde überrumpelte. Mit viel Musik und spaßigen Einlagen steuerte das Programm auf seinen Höhepunkt zu, als Tobias Gnacke ankündigte, innerhalb von 13 Minuten 14 internationale Künstler mit ihren größten Hits auf die Bühne zu bringen. Beginnend mit Joe Cocker, Eros Ramazotti, Tina Turner, Mick Jagger, Louis Armstrong, parodierte er auch deutsche Interpreten wie Mark Forster, Heino oder Udo Lindenberg. Mit wenigen Requisiten verwandelte sich Tobias Gnacke innerhalb von Sekunden in die jeweilige Person und imitierte nicht nur deren Gesang nahezu perfekt, sondern auch die Körpersprache und die Gestik der oder des entsprechenden. Nach diesem Parforceritt brachte er mittels Bauchreden noch zwei Zuschauern bei, Prominente zu imitieren und das Lachen sowie der Applaus wollten nicht enden. Man hatte das Gefühl, dass das Publikum regelrecht dankbar war für zwei Stunden pure Unterhaltung ohne großen Tiefgang, aber mit unglaublich viel Herz und Gespür. Nach mehreren herrlichen Zugaben beendete der Künstler den Abend mit einem rührenden Stück, bei dem er sich am Flügel begleitete. Ich hörte eine Besucherin sagen: "Gibt es eigentlich etwas, was der nicht kann?!?" und als er einige Zeit später das Foyer betrat, brandete spontan Applaus auf.


11.03.2023 | Sebastian Coors + Norbert Lauter: Salonlöwenzahn

Einen Leckerbissen für Auge und Ohr boten die "Salonlöwen" Sebastian Coors und Norbert Lauter am Samstag, den 12. März im Salmen. Zum zweiten Mal gaben sich die Herren im schmucken Smoking-Outfit, Coors mit schwarzer, Lauter mit weißer Fliege, die Ehre. Nach ihrem fulminanten Programm "Salonlöwengebrüll" gaben sie ihr neues Programm "Salonlöwenzahn" zum Besten, das noch etwas böser und bissiger, aber nicht weniger witzig daherkommt. Sind es "Songs" oder "Lieder" oder "Chansons"? Das muss jeder für sich entscheiden, auf jeden Fall singt Sebastian Coors mit großer Leidenschaft und einer grandiosen Mimik zum Beispiel Lieder über die sportlichen Nachbarn, seine Steuererklärung, Probleme mit dem Handynetz, ein Kind namens Antigone (bitte mit Betonung auf dem e!), über Aufmerksamkeitsökonomie, die Empörungskultur im Lande oder den Internetversandhandel. In messerscharfen Reimen erzählt er Geschichten zum Schmunzeln, nachdenken oder nicht selten zum laut lachen. Die Musik im Stil der (alten und neuen) 20er wird geliefert vom kongenialen "Sidekick", Norbert Lauter (Coors: Wenn er nur nicht so spielen würde wie er heißt!), der für die herrlichen Arrangements mit einer beeindruckenden rhythmischen und melodiösen Bandbreite verantwortlich zeichnet und wie im ersten Programm verzweifelt auf ein Solo hofft. Das Publikum amüsierte sich köstlich über die ständigen Frotzeleien zwischen den beiden, die zwischen den Darbietungen für ständige gute Laune sorgten. Als es dann endlich so weit ist und Lauter sein Solo bekommt, taucht das Maskottchen Ludwig auf, der wortwörtliche Salonlöwe, und torpediert dieses ganz frech, um Lauter die Show zu stehlen, was dieser mit bissiger Mine zu verhindern sucht. Hinreißend zeigt der Pianist dabei, dass er Coors in Sachen Mimik und Gestik um nichts nachsteht. Das begeisterte Publikum quittiert die Show mit anhaltendem tosendem Applaus, der die beiden zu mehreren Zugaben zwingt, als letzte ein Lied aus ihrem ersten Programm, der furiosen Ballade von der Mutter, die ihren Sohn auf Facebook ständig kompromittiert. Nicht ohne einen riesigen Dank an das gesamte ehrenamtliche Salmen Team verabschiedeten sich die Künstler mit dem Versprechen, gerne wiederzukommen.


25.02.2023 | 2. Hartheimer Poetry Slam

Der zweite Hartheimer Poetry Slam war wieder geprägt von einer unglaublichen Bandbreite und Vielfalt der Vorträge und glich einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Moderator Ansgar Hufnagel führte gewohnt launig und locker durch den Abend und erdete mit Anekdoten, kleinen Geschichten oder kleinen Schwätzchen mit dem Publikum die Zuhörer nach jedem Vortrag, um sie auf den nächsten vorzubereiten. Dennis Freese umrahmte das Ganze mit seiner Gitarre und selbstgeschriebenen Songs ganz hervorragend. Die Hauptakteure aber waren die Poetin und die Poeten. Benno Brockmann eröffnete den Reigen mit einer gnadenlos witzigen Persiflage einer Diskussion auf Twitter. Gregor Biberacher konterte mit einem Ausflug in seinen Kühlschrank, wo diverse nicht mehr ganz frische Dinge sich über mangelnde Zuneigung beschwerten. Als dritte erzählte Lily Sabath ebenso tiefgründig wie humorvoll von einem Typen, der bei allen anders heißt, bei ihr "Hans", dessen Leben aus Schubladen besteht, in die er alles einordnen muss, teils aber Probleme hat, da manches nicht so einfach zu klassifizieren ist. Das Ende der ersten Runde machte Harald Gritzner mit einem sehr lyrischen Text über die Liebe. Der Applaus des Publikums spülte Lily direkt ins Finale, die andern drei mussten nochmal ran. Nach Harald mit dem "Schweigen der Männer", einer lustigen fiktiven Unterhaltung mit seiner Frau, wurde es schlagartig stiller, als Gregor mit der Beschreibung der Pflege seiner Mutter im Pflegeheim die Herzen aller tief berührte. Zurück auf die Humorschiene brachte Benno, der berichtete, wie man sich Strom-, bzw. Gasableser "erzieht", was ihn ebenfalls ins Finale brachte. Dort brillierte Lily mit einem Text über die digitale Welt, in der Gefühle eben nicht zu digitalisieren sind und Benno schockierte die Zuhörer regelrecht mit einem Text über den Tod seiner Großväter und deren Kriegserlebnisse, der so intensiv war, dass danach nicht wenige Tränen in den Augen hatten. Man einigte sich schließlich auf einen "Doppelsieg" beider und Ansgar Hufnagel überreichte jedem ein Buch als Preis. Mit einem großen Dank an alle Beteiligten sowie das ehrenamtliche Team des Salmen endete ein denkwürdiger Abend, den keiner so schnell vergessen wird.


28.01.2023 | Nico Brina: Boogie, Blues Rock 'n' Roll

Der Beifall, der aufbrandete, als Nico Brina nach seinem Konzert das Foyer betrat, war ebenso enthusiastisch wie viele Minuten zuvor am Ende seiner Show. Aber beginnen wir am Anfang. Zum wiederholten Mal betrat der in mehr als 3500 Auftritten gestählte Schweizer Boogie-Man um kurz nach 20 Uhr die Bühne des Salmen.

Nach wenigen Sekunden hatte er das Publikum fest auf seiner Seite, gleich der erste Boogie riss die Besucher in seinen Bann und schon beim zweiten Song zeigte sich das Publikum (wie noch des Öfteren im Laufe des Abends) äußerst sangeslustig und auch textsicher. Der Applaus wollte nicht enden. Was dann folgte war schlicht sensationell. Immer wieder sah man nur Kopfschütteln und konnte die Frage in den Köpfen sehen: Hat der Mann wirklich nur zwei Hände? Wie kann man so schnell sein? Nico Brina bot einen bunten Strauß aus bekannten Songs, Bluesklassikern und Rock'n'Rolls und scheute sich auch nicht, einen Richard Clayderman einzubauen. Im Programm gespickt mit seinen eigenen Songs, machte er auch immer wieder Ausflüge in die Klassik oder glitt plötzlich mitten im Song in jazzige Gefilde, kam letztendlich aber immer wieder zum Boogie zurück. Selbst ein Gospel wie "Oh when the saints" wurde auf geniale Weise zum Boogie Erlebnis umfunktioniert, aus "Sweet Home Chicago" wurde "Sweet home Hartheim". Selbst wenn der Virtuose, wie nach der Pause, mit einem Tango begann, konnte er seine Finger kaum bezähmen und wie von selbst rutschte seine linke Hand irgendwann in ein Boogie Riff, was die rechte als willkommenen Anlass nahm, um in hals-, bzw. hier eher fingerbrecherischer Weise die wildesten und wunderbarsten Ausflüge auf der Klaviatur zu unternehmen, wobei auch Mal die Nase, der Schuh oder der ganze Fuß als dritte Hand benutzt wurde. Ob im Sitzen, im Stehen (vor dem Flügel oder auf dem Klavierhocker) oder knieend vor dem Flügel, Brina ließ dem Publikum kaum Zeit zum Applaudieren (was dieses oft und gerne auch während der Songs tat), als ob ihm gerade ein neues Stück eingefallen wäre, das er unbedingt noch loswerden müsse. Auch lässig die Beine übereinander gekreuzt begleitete er zwischendurch seinen nicht minder beeindruckenden Gesang nur mit der linken Hand. Es fehlte nichts! Immer mit einem Augenzwinkern und den Schalk im Nacken, etwa bei seiner Elvis-Imitation, oder während seiner Eskapaden verschmitzt ins Publikum lächelnd, spielte sich der Künstler die Seele aus dem Leib und streute auch immer wieder Mal einen langsamen Blues ein oder etwas fürs Herz. Die Show steuerte auf einen Höhepunkt zu, den Brina mit diebischer Freude inszenierte. In seinem Highspeed-Boogie, mit dem er auch im Guinnessbuch der Rekorde steht (mit 608 Anschlägen der linken Hand pro Minute) brachen alle Dämme und Brina bewies, dass er die 100 Meter Klaviertastatur noch locker unter 10 Sekunden schafft. Eine herzige Version von Peter Alexanders "Kleiner Kneipe" auf Schwyzerdütsch hörte den gesamten Saal mitsingen und was am Ende, nach knapp zwei Stunden, Zugabe war und wo das Konzert schließlich zu Ende war, verschwamm irgendwie in der ganzen Begeisterung.


14.01.2023 Inka Meyer: Zurück in die Zugluft

Welch ein Start ins neue Jahr im Salmen! Am Samstag, den 14.01. war (zum zweiten Mal) die Kabarettistin Inka Meyer zu Gast und lockte (wie schon sehr lange nicht mehr) eine dreistellige Besucherzahl in den Salmen. Das Bemühen des Salmenteams, das bequeme und kuschelige samstägliche Sofa zum Schleudersitz zu machen, der die Menschen in den Theatersaal katapultiert, scheint so langsam wieder Erfolg zu zeigen. Die Besucher wurden belohnt mit einem Abend der Extraklasse. Inka Meyer, ein Ausnahmetalent in der Kabarettszene, verblüffte, begeisterte, überraschte und unterhielt das Publikum aufs vortrefflichste mit ihrem Programm "Zurück in die Zugluft" und das in zungenbrecherischem Tempo. Sie sprach komplizierteste Sätze, die die meisten kaum vom Blatt ablesen könnten, so schnell und fehlerfrei, dass einem kaum Zeit blieb, das Gesagte zu verarbeiten. Die Gag-Frequenz war extrem hoch, ebenso wie das Niveau ihres Vortrages. Ausgehend von einer kurzen Vorstellung kam die sympathische Künstlerin schnell auf das Thema Kinder, dann über Jugendliche zu Erwachsenen und navigierte gekonnt, sicher und amüsant durch viele Themen, die sie und uns heutzutage beschäftigen. Sei es die Deutsche Bahn, die Fridays-for-future Bewegung, das Gendern, die Tagespolitik, die Coronazeit oder der Klimawandel, alles bearbeitete sie mit scharfem Blick, noch schärferer Zunge und immer mit einem Augenzwinkern, nie belehrend oder besserwissend, immer äußerst witzig und die Lachmuskulatur strapazierend. Allerdings musste man sehr schnell lachen, denn viel Zeit blieb nicht bis zum nächsten Wortverdreher oder Wortspiel. Selbst wenn sie, wenige Male, unter die Gürtellinie ging, war das nie platt und niveaulos. Ihre oft selbst erlebten Alltagsgeschichten würzten das Ganze, Inka Meyer hört einfach zu und schaut hin! Nach knapp zwei Stunden allerbester Unterhaltung erklatschte sich das begeisterte Publikum ("Die Frau ist der Hammer!") noch zwei Zugaben, bevor es beschwingt und mit Lachtränen in den Augen den Heimweg antrat.