Veranstaltungen 2022


14.12.2022 | Martin Wangler (alias Fidelius Waldvogel): Stubete

Mit einer weihnachtlichen "Stubete" beschloss Martin Wangler alias Fidelius Waldvogel das Jahresprogramm. Wie immer gestaltete der Mundartprofi aus Breitnau das traditionelle vorweihnachtliche Beisammensein im voll besetzten Foyer des Salmen mit alten und neuen Geschichten aus dem Schwarzwald, mit Gedichten  und mit eigenen und umgedichteten Liedern, die er mit Gitarre oder Akkordeon begleitete. Immer wieder brachte er das Publikum zum Mitsingen, ein Höhepunkt war das als Protestsong für die heimischen Tannenbäume gedachte "Oh Tannenbaum", bei dem das Publikum seine Textsicherheit unter Beweis stellen musste. Die (amerikanische) Versteigerung einer mitgebrachten heimischen Biotanne, die vorsichtig ausgedrückt, vom Aussehen her eher suboptimal bezeichnet werden konnte, funktional aber speziell für Ecken geeignet war, da nur an zwei Seiten (so etwas wie) Äste wuchsen, brachte sage und schreibe 200€ für Flüchtlingskinder in Breitnau. Selbstverständlich zeigte der "Jimi Hendrix auf dem Furzfässle" auch an diesem Instrument, wie virtuos er dieses "Instrument"  beherrschte. Stets aktuell und pointiert arbeitete er aktuelle Themen ab, sei es der Wolf im Schwarzwald (der das Problem der Wandererinvasion abmildern könnte), der Erzbischof in Köln (dessen Aufgabe Fidelius sich auch zutrauen würde), die Flüchtlingsproblematik oder die Fußball-WM. Eines seiner Lieblingsthemen, das traditionelle badische Kartenspiel Cego nahm selbstverständlich auch einen großen Raum ein, hier mussten die Besucher singend lernen, was "Gstieß, Mund, Gaiß ..." sind. Immer mit einem Augenzwinkern, aber durchaus manches Mal kritisch und nachdenklich, führte der Urschwarzwälder beeindruckend und immer authentisch durch ein heiteres, unterhaltsames und äußerst kurzweiliges Programm, das er nach langanhaltendem Applaus und einer Zugabe mit dem Gedicht von Karl Valentin beendete: "Bald ist die Stille Zeit vorbei ... dann wird es auch wieder ruhiger!"


10.12.2022 | Bernd Lafrenz: Was Ihr wollt

Samstag, den 10. Dezember war wie jedes Jahr Shakespeare-Zeit im Theatersaal. Bernd Lafrenz gab sich wieder einmal die Ehre und die Komödie "Was Ihr wollt" zum Besten. Schon bei der Vorbereitung der Bühne beeindruckte seine Ruhe, Akkuratesse und Übersicht, mit der er seine gefühlt 1000 Requisiten auf der ganzen Bühne verteilte, um sie genau im richtigen Moment und genau an der richtigen Stelle später zur Hand zu haben. Dass Bernd Lafrenz mit Leib und Seele Schauspieler ist, dass er in absolut genialer Weise die Stücke interpretiert, dass er alle Rollen spielt (in diesem Stück: 15!), dass seine Mimik und Komik unvergleichlich sind, das weiß inzwischen wohl jeder. Da spricht er schon Mal nur mit einem Hut oder einer Stange und wechselt schneller die Rollen, als man "Oh" sagen kann. Dabei stellt er immer wieder durch Fragen ins Publikum sicher, dass der rote Faden, der sich durch das Stück zieht, nicht verloren geht und die Zuschauer der Überblick behalten. Was speziell bei diesem Stück nicht ganz so einfach ist, spielt er doch unter anderem Viola, die sich als Mann verkleidet in einen Grafen verliebt, der wiederum in Olivia verliebt ist und der Viola alias Cesare als Bote zu seiner Angebeteten schickt, die sich daraufhin in diese(n) verliebt. Der Verwirrungen gibt es nicht wenige, aber all das meistert der Mime mit unglaublicher Leichtigkeit und Präzision, wobei er locker das jüngste Ergebnis der Fußballweltmeisterschaft in das Stück integriert, als hätte Shakespeare es hineingeschrieben. Phänomenal ist immer wieder, mit welch minimalistischen Veränderungen er seine Rollenwechsel auf der Bühne vollzieht und jeder Figur ihren eindeutigen Charakter verleiht. Das restlos begeisterte Publikum erlebte jedenfalls einen herrlich unterhaltsamen Abend mit einem bestens aufgelegten Bernd Lafrenz, der am Ende den verdienten Applaus genießen durfte, mit dem nicht gespart wurde.


26.11.2022 | Anne Folger: Fußnoten sind keine Reflexzonen

Eine Frau und ein Flügel, das klingt fast nach einem Engel. Aber davon war die Künstlerin ein gutes Stück entfernt, denn mit dem Schalk im Nacken und erfrischender Frechheit nahm sie aufs Korn, was ihr politisch oder lebenstechnisch so vor die virtuelle Flinte kam. Anne Folger gelang die perfekte Symbiose zwischen virtuoser Musikalität, kritischem Alltagskabarett und charmanter Comedy auf allerhöchstem Niveau. Schon beim Eröffnungs- und Begrüßungsstück zeigte die Künstlerin ihre Gabe für Dialekte, ob hessisch, sächsisch, kölsch oder schwäbisch, sie hat alle drauf. Witzig, punktgenau pointiert und mit hinreißendem Charme präsentierte sie in ihrem zweiten Soloprogramm, "Fußnoten sind keine Reflexzonen", ein Potpourri von Wortbeiträgen, mal bissig, mal nachdenklich, sehr witzig vorgetragenen Liedern (unfassbar gut: ihre Fahrt im ICE) und Mixturen aus Klassik und Pop, wie z.B. Paint it black von den Stones und Dimitri Schostakovitsch bei denen man kaum entscheiden konnte, wer von wem abgeschrieben haben könnte. Ihr grandioses Flügelspiel hätte der deutschen Fußballnationalmannschaft in Katar gut zu Gesicht gestanden und erntete begeisterte Jubelpfiffe und donnernden Applaus vom Hartheimer Publikum. Wenn die Finger in atemberaubendem Tempo scheinbar mühelos über die Tasten glitten, blitzte ihr 1,0-Examensabschluss auf und beeindruckte zutiefst. Natürlich durfte auch ihr alter Ego, die Bloggerin Doremi Fasola, nicht fehlen, die als Höhepunkt zum Schluss mit ihren Tipps zum Intervallfasten und ihren Ausdrucksverdrehungen ("im Poncho zum Pilates gehen", "da muss man auch Mal Ravioli bieten", "in jeden Topf passt ein Dackel") Lachtränen hervorrief. Hier kam das komödiantische Talent von Anne Folger voll zum Tragen. Und nochmal bei der ersten Zugabe, einem im Lock down entstandenen Song über Dinge, die ohne Maske nie passiert wären, der abermals kein Auge trocken ließ, das Publikum aber nicht davon abhielt, sich noch eine zweite Zugabe zu erklatschen.


12.11.2022 | Glenn Langhorst: Frau zum Mitreißen gesucht

"Ein Programm über die tollsten Menschen der Welt – über Frauen" war die Ankündigung des "Oxford-Deutsch" sprechenden Hannoveraners Glenn Langhorst. Das war nicht zu viel versprochen, denn die Themen im Vortrag, der irgendwo zwischen Stand-Up Comedy und Alltagskabarett einzuordnen war, kreisten immer um die Welt der Damen und seine eigenen selbst erlebten Geschichten. Äußerlich ein großer stattlicher Mann mit leichtem Bauchansatz (der auch mehrmals Thema des Programmes war) und einer Frisur, die Winfried Kretschmann gefallen hätte, kann er sie doch problemlos mit einem Waschlappen kämmen, hat es der Comedian faustdick hinter den Ohren. An Selbstironie kaum zu überbieten zeigte er eine unglaubliche Beobachtungsgabe für Alltagssituationen, und immer sehr eng und intensiv mit dem Publikum kommunizierend, arbeitete er sämtliche Fettnäpfchen ab, in die ein Mann treten kann, und die er alle selbst durchwatet hat. Zwischenrufe oder unerwartete Antworten aus dem Publikum stellten ihn vor keine Probleme, mit großer Spontaneität war Glenn Langhorst nie um eine Entgegnung verlegen. Ob es um das Kennenlernen ging oder um das Zusammenleben, um Diäten oder um die Kommunikation, um Autofahren oder um Kochen, scharf pointiert und immer sehr witzig porträtierte der Comedian (laut Übersetzung seiner bayrischen Schwiegermutter heißt das "Kasperl") unzählige Erlebnisse, die das Publikum auf's Beste unterhielten und kaum Lachpausen erlaubten. Dabei bediente er sich ab und zu auch seines Buches (Bis mein Humor uns scheidet), aus dem er die ein oder andere Geschichte vorlas. Besonders witzig war seine Erklärung der Unterschiede zwischen dem männlichen und dem weiblichen Gehirn, das er jeweils mit einem Baumarkt verglich, der ... aber das würde hier zu weit führen. Gut zwei Stunden beste Unterhaltung endeten mit einer letzten Lachsalve für eine kleine Zugabe, einen Zaubertrick, der (gewollt) nicht funktionierte und der den äußerst vergnüglichen Abend perfekt abrundete.


29.10.2022 | The Shoo-Shoos: Black Forest Swing 2.0

Fünf Mal ist schon ein kleines Jubiläum, das die Shoo-Shoos am Samstag, den 29.10. feiern konnten. Zwar hatten Sie ihr Programm "Black Forest Swing" schon einmal hier gespielt, aber es ist inzwischen dichter und konsistenter geworden und wurde zudem mit einigen neuen Stücken garniert. Auch der fünfte Auftritt der Truppe war fulminant. Selbst Zuschauer, die sie schon öfters gehört und gesehen hatten waren aufs neue begeistert von dem herrlichen dreistimmigen Gesang und der dezenten und völlig unaufdringlichen aber jederzeit sehr präsenten Begleitung durch das Band-Trio.

Wenn Juliane Hollerbach, Dina Salak und Anna Boetius in die Rollen von April Nightingale, Swanhild Sörensen und Maria mit dem unaussprechlichen Namen de la Mancha schlüpfen, gibt es kein Halten mehr. Der Drive und der Swing der Songs reißt einen unwillkürlich mit und die Füße beginnen ganz von alleine zu wippen. Dazu kommt der schlitzohrige Humor in den Geschichten, die die drei Damen um den Schwarzwald herum dichten, und die in kleinen Spielszenen die Songs miteinander verbinden. Da wird "Der Mond ist aufgegangen" zum Jazzhighlight, "Scarborough Fair" zu purer Gänsehaut und "Das Wandern ist des Müllers Lust" hat man so auch noch nie gehört. Lehrreich ist die Show auch, erfährt man doch, dass der Schwarzwald einmal genauso hoch wie der Himalaja war, aber durch Römer, Alemannen und andere "Wanderer" schlicht plattgetreten wurde. In einer Szene bekommt sogar der Yeti einen kurzen Auftritt, der die Lachmuskeln aufs äußerste beansprucht. Ob auf Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch oder sogar Alemannisch, der perfekte Close Harmony Gesang der drei Damen und ihr unglaublicher Charme überzeugen in jeder Sekunde und die Arrangements und Choreografien sind einfach bezaubernd und mitreißend. Die Begleitband mit Michael Tiefenbeck am Kontrabass, Beni Reiman am Schlagzeug und Philipp Kailer an der E-Gitarre (alias Spikey, Buddy und Tony) agiert sehr dezent und äußerst angenehm im Hintergrund, jeder bekommt aber auch die Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen.

Am Ende gab es dann noch einen Appetithappen, ein paar Songs aus dem neuen Programm, das gespielt wird, sobald die neue CD dazu im Kasten ist, darunter eine ebenso überraschende wie überzeugende Version von Pink Floyds "Shine on you crazy diamond", die das restlos begeisterte Publikum mit großem Applaus honorierte.


15.10.2022 | Judith Tellado Band

Man nehme eine sehr sympathische Frau, eine unglaubliche Stimme, etwa eine Mischung aus Ella Fitzgerald, Dinah Washington und Betty Carter, gebe dazu ganz viel südamerikanisches Temperament, ein ansteckendes Lachen, eine gute Prise Witz, eine virtuose Band und jede Menge toller Songs, dann erhält man in etwa die Judith Tellado Band, die am Samstag, den 15. Oktober im Gasthaus Zum Salmen in Hartheim das Publikum bezauberte. Die in Puerto Rico geborene Wahlhamburgerin Judith Tellado entführte das Publikum auf eine ganz besondere Reise durch ihre Welt und verbreitete ihre ganz besondere Magie. Sie infizierte das Publikum mit ihrer puren Lebensfreude und spann, mit hinreißendem Akzent, amüsant und mit viel Fantasie Geschichten um ihre Songs, die teilweise tiefen Einblick in ihr Leben gewährten. Getreu ihre Philosophie, den Moment zu genießen sang sie mit einer unfassbaren Gänsehautstimme mit so viel Inbrunst, dass man völlig Raum uns Zeit vergaß. Mal melancholisch und nachdenklich, Mal leidenschaftlich und treibend, aber immer mit ihrem unbändigen lateinamerikanischen Temperament gewürzt, faszinierte sie mit Samba- und Salsa-Rhythmen, aber auch und ganz viel Jazz und Blues. Für die meisten Arrangements zeichnet ihr Mann, Georg Sheljasov aus Staufen, verantwortlich, der in der Band an der Gitarre und am Flügel brillierte, die Texte schreibt die Künstlerin alle selbst. "Nebenbei" war sie auch für den Rhythmus verantwortlich, wobei sie hauptsächlich ein Güiro (ein langes, hohles Rhythmusinstrument), aber auch Shaker oder eine Snare Drum (kleine Trommel) mit Jazz-Besen benutzt. Eine weitere solide Basis war der verlässliche und pulsierende Kontrabass von "Chico" Martin, und last but not least vervollständigte "Kimo" Eiserbeck das Quartett, der den wunderbaren Sound mit seinem Saxophon und teilweise an der Querflöte veredelte. Am Ende verneigten die Künstler sich noch vor dem Team des Salmen und vor deren "faszinierendem" ehrenamtlichen Einsatz, der viel mehr Zuspruch verdienen würde, aber immer noch gibt es (zu) viele Leute, die den Salmen in Hartheim nicht kennen. Die Musiker versprachen, dagegen zu tun was in ihrer Macht stände. Da der Applaus auch nach einer längeren Zugabe nicht enden wollte, kam das Publikum noch in den Genuss eines wunderbaren Boleros, den Judith Tellado mit einer berührenden Liebeserklärung an ihren Mann einleitete. Nur eine Gitarre und die samtene, aber kraftvolle und leidenschaftliche Stimme der Künstlerin trafen wiederholt mitten in die Herzen der Zuhörer und setzen einem kostbaren Abend die Krone auf.

 


01.10.2022 | Mattias Deutschmann: Mephisto Consulting

Wo Deutschmann drauf steht, ist auch Deutschmann drin. Das erlebten die Zuschauer am Samstag, den 01.10. im Gasthaus Salmen in Hartheim, wo der Meister des satirischen Kabaretts sein brandneues Programm spielte. Weit entfernt vom Mainstream pflegt Matthias Deutschmann die alte Kunst des politischen Kabaretts, wie sie am ehesten noch Dieter Hildebrand beherrscht hatte. "Mephisto Consulting" heißt seine neue Firma, die, aus der Not von Corona geboren und voll im Trend der Zeit, sein zweites Standbein sein soll. Er will beraten, Tipps geben und seine reichhaltigen Erfahrungen mitteilen, beginnend mit der englischen Königsfamilie bis hin zum russischen Präsidenten. - In den knapp zwei Stunden wurde das Publikum hochklassig und höchst intelligent unterhalten, wobei so mancher Gast unfreiwillig als Stichwortgeber diente, den Deutschmann schlagfertig, routiniert und gewitzt ins Programm integrierte. Als er von Greta Thunberg erzählt, die als die Jeanne d'Arc" der Klimabewegung bezeichnet wird und erwähnt, dass jene verbrannt wurde, ruft ein Zuschauer "Greta auch!", worauf Deutschmann kontert "Nein, Sie meinen verheizt!" - Überhaupt glänzte der gut aufgelegte Kabarettist in seinen Reaktionen auf Zwischenrufe mit viel Spontaneität und Witz, was seine über 40-jährige Bühnenerfahrung zeigte. Das entband aber das Publikum nicht von konzentriertem Zuhören. Es war faszinierend, welch enormes Wissen der Mann hat und wie er seine Zuhörer gnadenlos forderte, indem er zum Beispiel durch einfache Stichworte wie "Kassel" erwartete, dass der Antisemitismus-Skandal der dortigen Documenta präsent war. Bei aller Schwere, mit der er unzählige Politikerinnen und Politiker abarbeitete und an den Pranger stellte, verstand er es immer wieder auf geniale Weise, durch eine winzige humoristische Wendung herzliche Lacher beim aufmerksamen und lebhaften Publikum zu erzeugen. Eine willkommene Atempause war die herrliche Übersetzung des Hits "Bad moon rising" der Band Creedence Clearwater Revival, die, mit sparsamer Cellobegleitung veredelt, sehr gut ankam. Überhaupt, das Cello! Man hatte den Eindruck, es müsse den Mann regelrecht bremsen, der übersprudelte von Ideen und Worten, man vergaß komplett die Zeit und hatte förmlich den Eindruck, es könnte ewig so weiter gehen. Aber irgendwann war das Programm dann doch zu Ende, nicht abrupt, sondern eher wie das Ausblenden einer Melodie und nach einem weiteren donnernden Applaus und einer kleinen Zugabe traten die Zuschauer beschwingt, bereichert und begeistert, die "Melodie" immer noch im Kopf nachklingend, den Heimweg an.


24.09.2022 | Christian de la Motte: Realität kann jeder

"Die witzigste Zaubershow seit Siegfried in den Tiger biss" war die Ankündigung und sie versprach nicht zu viel. Am Samstag, den 24. September war der Zauberkünstler Christian de la Motte aus Berlin im Salmen zu Gast und begeisterte das Publikum mit unglaublichen Tricks, sensationellen Illusionen und einer äußerst witzigen und unterhaltsamen Moderation. Immer wieder Leute aus dem Publikum einbindend zeigte der sympathische Künstler im ersten Teil seiner Show unter anderen einige vermeintlich bekannte Tricks, wie zum Beispiel das zerschnittene Seil, verpackte sie aber so wortgewandt und humorvoll, dass sie frisch und unverbraucht wirkten. Jederzeit im engen Kontakt mit den Zuschauern hatte Christian de la Motte alles fest im Griff und manipulierte das Publikum nach Belieben, was dieses gern zuließ. Selbst oft gesehene Kartentricks oder der Kniff eines "vermeintlich" missglückten Tricks kamen frisch renoviert und neu "gestrichen" toll an, was die Zuschauer mit donnerndem Applaus quittierten. Der Geldschein eines Zuschauers in einer Glaskugel verursachte wie viele andere "Zaubereien" offene Münder und ungläubiges Staunen.

So richtig drehte der Künstler aber im zweiten Teil der Show auf, der sich hauptsächlich mit sogenannter "Mentalmagie" beschäftigte. Christian de la Motte erriet zum Beispiel Zahlen eines Zuschauers, zeichnete einen Gegenstand eines Zuschauers nach, den er auf keinen Fall gesehen haben konnte, Schlag auf Schlag jagte ein überraschender Höhepunkt den nächsten, man muss das selbst erleben. Nach knapp zwei zauberhaften Stunden versäumte Christian de la Motte nicht, zum einen seinem Entwicklungsteam zum anderen dem Lichttechniker Peter und den gesamten ehrenamtlichen Helfern des Salmen zu danken, die solche Events erst möglich machten. Nachdem der Künstler mit einem schwebenden Tischchen durch den Saal und mitten durch die Zuschauer gewandelt war, ließ ein letzter fulminanter Applaus den Saal erbeben bevor ein glückliches, begeistertes, verblüfftes und ungläubig kopfschüttelndes Publikum den Heimweg antrat.

 


17.09.2022 | Steffi Kerker: Lizenz zum Trödeln

Die Freude war riesengroß, dass man wieder Publikum im Salmen begrüßen durfte und Steffie Kerker mit ihrem Programm "Lizenz zum Trödeln" war der perfekte Einstieg in die Herbstsaison. Gut aufgelegt erwähnte sie gleich zu Anfang, dass Ihr Auftritt nun im dritten Versuch stattfinden konnte, einmal wurde er wegen Corona und einmal (mehr oder weniger) wegen eines Fußballspiels (Pokalendspiel SC Freiburg - RB Leipzig) verschoben und spitzbüb... pardon, spitzmädlisch fügte sie gleich hinzu, dass Leipzig momentan gegen Gladbach zurück liege.
In den folgenden knapp zwei Stunden passierte so unglaublich viel, dass das Publikum aus dem Lachen und Staunen kaum herauskam. Mit spitzer Zunge, mal einschmeichelnd, mal forsch, mal ironisch, mal anklagend "arbeitete" Steffanie Kerker Themen ab wie den Klimawandel, die Tagespolitik, das Gendern der Sprache und viele mehr. Die Gags kamen Schlag auf Schlag und saßen auf den Punkt, ihre Mimik und Gestik waren köstlich. Besonders nah war sie dem Publikum, wenn sie von ihrem Leben als Mutter erzählte und von Situationen, die fast alle im Saal nachvollziehen konnten. Zwischen ihren Wortbeiträgen glänzte sie als Multiinstrumentalistin und hervorragende Sängerin. Eigentlich mit der Blockflöte aufgewachsen, spielte sie ganz famos Gitarre, Mundharmonika, Ukulele, Akkordeon, Keyboard und (äußerst amüsant) Boomwhackers, das sind bunte Plastikröhren verschiedener Länge. Ihre Songs glänzten durch eine tolle Musikalität und ausgeklügelte Akkordfolgen und rissen die Zuschauer zu Beifallsstürmen hin. Die Texte erinnerten dabei oft an die feingedrechselten Verse eines Reinhard Mey, ein anderes Mal an die bissigen und genialen Texte eines Konstantin Wecker, mit oft unerwarteten Wendungen und mit sanfter melodiöser Stimme vorgetragen, absolute Highlights des Programms. Gegen Ende trug die Künstlerin sogar ein Flötenstück vor, das sie mit einem auf Cello getrimmten Keyboard begleitete, welches sie mit den Füßen spielte. Spektakulär und beeindruckend! Im Schlusssong griff Steffi Kerker dann wieder auf den Programmtitel zurück und erklärte dem Publikum zu einer James Bond Melodie, dass nicht nur sie, sondern alle die "licence to chill" hätten. Mit tosendem Applaus und einer kleinen Zugabe ging ein genialer Abend zu Ende, der alles andere als "vertrödelte" Zeit war.


18.06.2022 | Michi Oertel Band

"Da habt Ihr aber einen Edelstein im Salmen!" war der Kommentar einer Besucherin in der Pause. Gemeint war der Freiburger Gitarrist Michi Oertel, der am Samstag, den 18. Juni seiner Band im Hartheimer Salmen ein Konzert gab. Was die drei Musiker auf die (durch die Klimaanlage wohltemperierte) Bühne brachten war ein außergewöhnlicher Mix aus Bluesklassikern und von Oertel geschriebenen Songs. Etwa gleich als Einstieg Canned Heats "On the road again", dem  das Trio, wie auch allen anderen gecoverten Stücken, ihren ganz eigenen Stempel aufdrückte, der einen tatsächlich einen Augenblick nachdenken lies, bevor man den Titel erkannte. Den Löwenanteil bildeten jedoch die eigenen Stücke (bisher auf 2 CDs veröffentlicht, dritte in Arbeit), wie der "Stormy Weather Blues" oder das wunderbare "Rosalie", die den Klassikern in ihrer Qualität nicht nachstanden. Mal bluesig, mal etwas funky und oft jazzig angehaucht hat die Band ihren eigenen Stil gefunden. Ein glasklarer transparenter Sound ohne Schnörkel verzauberte die Zuhörer von Anfang an und Oertels leicht rauchige Stimme setzte das Sahnehäubchen oben drauf. Die erste Hälfte des Konzerts war extrem leise, bis hin zu Passagen, die kaum noch hörbar waren, die aber eine Stimmung zauberten, die nicht zu beschreiben ist, ein Hochgenuss für die Ohren. Im zweiten Teil ging es dann ein bisschen mehr zur Sache, aber ohne auch nur im geringsten zu laut zu werden. Wunderbar waren die Passagen, wenn Felix Jakumeit mit seinem druckvollen und sehr präsenten Bass die Hookline eines Songs aufnahm, um Michi Oertel die Chance zu geben, auf seiner roten Gibson-ES "spazieren zu gehen" und herrliche Klänge zu produzieren, die einen in andere Spären abdriften ließen. Man merkte wie so oft: es kommt nicht darauf an, möglichst viele Töne pro Zeiteinheit zu spielen, sondern die "richtigen" Töne an der richtigen Stelle. Und das schaffte Oertel in jeder Sekunde virtuos, ein wahrlich ganz Großer in der deutschen Gitarristenszene. Die dichten Arrangements wurden unterstützt und zusammengehalten vom Drummer Silas Benz, der bewies, dass ein Schlagzeug nicht notwendiger Weise laut sein muss, der immer den richtigen Groove und Drive fand und der eindrucksvoll, nicht nur bei bei einem fulminanten Solo am Ende, sein Können unter Beweis stellte. Drei Instrumente, drei tolle Musiker, viel Spielfreude, herrliche Songs, es fehlte nichts ... außer ein paar Zuschauern, die noch Platz gehabt hätten!


09.04.2022 | Martin Herrmann: Keine Frau sucht Bauer

Genau so stelle ich mir einen Kabarettabend vor: überraschend, frech, böse, witzig, spannend, fröhlich, geistreich. Martin Herrmann unterhielt die Gäste im Gasthaus "Zum Salmen" in Hartheim unter anderem mit grandiosen Wortjonglagen sowie mit entlarvender Politsatire und überzeugte dazu bei seinen zahlreichen Songs mit brillantem Gitarrenspiel. Seine Fähigkeit, Sachverhalte und Geschichten in Reime zu packen und seine unglaublich deutliche Artikulation sind einzigartig. Der rote Faden in seinem Programm "Keine Frau sucht Bauer" ist der Unterschied zwischen Stadt und Landleben, wobei aber auch Themen wie Gerechtigkeit, Gleichberechtigung oder die Ehe an sich eine große Rolle spielen. Martin Herrmann, der sich  wegen seines Nachnamens (doppelt maskulin: Herr-Mann) als Östrogenseismograf bezeichnet, wäre am liebsten Witwer, aber dazu müsste er erst einmal heiraten. Dass dieses Unterfangen ein wahres Abenteuer (und viel zu oft von kurzer Dauer) ist nimmt viel Platz im Programm ein. Die Ehe sei mindestens genauso so gefährlich wie Computerspiele und er fordert ein Eheverbot für Schusswaffenbesitzer. Seine Sätze fangen meist harmlos an, um dann in einer fulminanten Pointe zu enden: Man hat herausgefunden, verheiratete Männer leben länger - wollen aber früher sterben! Oder: Alle sagen zum Priester "Vater" - nur die eigenen Kinder sagen "Onkel". Das Publikum im Salmen ging begeistert mit und Lachsalve um Lachsalve tobte durch den Saal. Der Song "Wiedergeburt", gespielt auf einer angeblich seltenen tibetanischen Zupfharfe (die verdächtig wie ein handelsüblicher Eierschneider aussah) trieb dem Publikum Lachtränen in die Augen. Ebenso wie die weiteren zahlreichen Songs, mit denen Herrmann sein Programm garnierte, wobei oft sein Biologiestudium Pate stand, wie beim "Molekülcasanova" oder beim "Chemiesong". Den Spagat zwischen Kabarett, Satire, Comedy und geistreichem Nonsens meisterte der Künstler bravourös und musste am Ende mehrere Zugaben geben. Dass am Ende noch jeder Besucher eine CD (mit fünf seiner Songs) kostenlos mit nach Hause nehmen durfte war eine willkommene weitere Zugabe eines grandiosen Künstlers, der gerne wiederkommen darf.


26.03.2022 | Armin Sengbusch: Depressionen leicht gemacht

"Depressionen leicht gemacht" hieß es am Samstag im Salmen. Man hätte einen leichten, ironischen und heiteren Abend vermuten können, aber was geboten wurde, war weit mehr als das. Armin Sengbusch, Buchautor, Musiker, Fotograf, Schauspieler, Kabarettist (und einiges mehr) überraschte die Besucher schon als er die Bühne betrat, mit schweren Lederstiefeln, Jackett und ... Kilt. Der Künstler ist bekennender Kilt-Träger und dies, weil es einfach bequem sei. Eine Steilvorlage für eine ganze Reihe von Beispielen, wie Menschen andere be- oder sogar verurteilen, weil sie nicht der gängigen Norm entsprechen. Der Abend entwickelte sich zu einem Parforceritt durch die Welt der Depressionskrankheiten, und man merkte sehr bald, Sengbusch weiß wovon er spricht. Auf amüsante Weise legte er seine diversen Krankheitsbilder offen und gab in norddeutschem Plauderton tiefe Einblicke in das Denken und Fühlen depressiver Menschen, bei denen so manchem das Lachen im Halse stecken blieb. Sengbusch verstand es aber immer wieder auf höchst geniale Weise, den Zuhörern verbal leicht auf die Schulter zu klopfen, sodass das Lachen den Weg nach draußen fand. Ein kleiner Halbsatz mit skurriler Komik reichte oft aus und es gab bei aller Schwere sehr viel zu lachen.

Das Publikum war allerdings jede Sekunde gefordert, Hirn abschalten und nur konsumieren war kaum möglich. Schon relativ früh aktivierte er die Zuschauer und brachte sie durch mitsingen auf seine Seite. Seine selbstgeschriebenen Songs, die er in lockerer Reihenfolge immer wieder einstreute und mit sehr variablem und äußerst passablem Gitarrenspiel begleitete, offenbarten ein weiteres seiner vielen Talente und trugen maßgeblich zur lockeren Atmosphäre bei. Ob Rap oder Rock, Armin Sengbusch zeigte sich musikalisch überall zu Hause. - Eigentlich erzählte er lediglich aus seinem Leben, flocht immer wieder Erlebnisse des Tages mit ein, und man hatte gar nicht den Eindruck, dass dies ein "Programm" war, sondern das Gefühl, da plaudert einer einfach drauflos. Dass ihm dies schon einmal zum "Verhängnis" wurde als er bei einem Auftritt nach dreieinhalb Stunden vom Veranstalter gefragt wurde, wie lange es noch ginge oder ob er Mal eine Pause machen könnte, konnte jeder im Saal gut nachvollziehen, denn Zeit spielte irgendwie keine Rolle. 

Sein außergewöhnliches Gespür als (mit unzähligen Preisen dekorierter) Poetry Slammer ließ Sengbusch aufblitzen mit einem schon etwas älteren Text, der damals in der Szene "viral ging" wie man so schön sagt, in dem sich ein Mensch auf den Weg zu Gott macht, um sich zu beschweren, aber vom Teufel abgefangen, wird der ihm klar machen will, dass nur ER ihm helfen könne. Goethes Faust meets Moderne und nach dem eindrucksvoll in Reimform in Szene gesetzten Disput war die Essenz am Ende: es nutzt weder etwas, sich blind auf Gott zu verlassen, noch auf den Teufel, man muss selbst die Initiative ergreifen und aktiv werden. Ein geniales und spontanes Intermezzo, das perfekt zum Thema passte, denn depressive Menschen haben es oft mit selbsternannten "Therapeuten" zu tun, die, ohne die geringste Ahnung zu haben, ultimative Tipps geben. Parallelen zu den Millionen von "Fußballbundestrainern" oder aktuell Millionen von "Virologen" drängten sich da natürlich auf. Hilfe von außen ist aber laut Sengbusch nicht die Lösung, die Kranken müssen selber ihren Weg finden ... und ihn auch gehen.

Einen Ansatz zur Lösung der allermeisten Probleme in der Welt hatte Armin Sengbusch auch im Gepäck. Es braucht nur zwei Eigenschaften: Höflichkeit und Respekt! Lang anhaltender Applaus gab ihm Recht.

Das durchweg begeisterte Pulikum erklatschte sich noch sage und schreibe drei Zugaben, drei Songs, die eine geniale Mischung aus Infoveranstaltung, Therapiestunde und Kabarettabend mit einem sehr sympathischen Künstler in perfekter Weise abrundeten.


12.03.2022 | Mellow: BLOW YOUR MIND!

Mit seiner brandneuen Show "Blow your mind!" gastierte am Samstag, den 12. März der Zauberkünstler Mellow (zum zweiten Mal!) im Salmen in Hartheim. Der sympathische Kapuzenpulliträger hatte vom ersten Moment an das Publikum mit seiner gewinnenden, witzigen und charmanten Art auf seiner Seite. Geschickt und gewitzt nahm er immer wieder den Kontakt zu den Besuchern auf, insbesondere zu den vielen Kinder, die gebannt auf alles achteten, was Mellow auf der Bühne präsentierte. Mit viel Herz, Humor, netten Geschichten und immer den Schalk im Nacken präsentierte er sensationelle  Zaubertricks, die zum größten Teil so noch nie gesehen wurden. In einer "Preview Show" erklärte er, übt er quasi neue Nummern und verfeinert sie, um sie dann auf großen Bühnen zu präsentieren.

Seine Tricks mit Rubik-Würfeln waren nicht nur für die Kinder verblüffend, ein Ehering wurde mit einer Steinschleuder in den "Hyperraum" geschossen, um dann ... aber das muss man selbst erleben.

Bei einem unglaublichen Trick mit Legosteinen holte sich Mellow sogar per Handyanruf die Unterstützung des erst 14-jährigen "Magier des Jahres 2021" Maxililiam Schmalhofer alias Magis Maxl, der durchs Telefon zauberte. Überhaupt nutzte der Künstler sehr unaufdringlich, aber wirkungsvoll viele technischen Spielereien, etwa als er in einer anrührenden Nummer Glühwürmchen aus der Luft fing oder nach der Pause einen irrwitzigen Tanz mit schwebenden Leuchtstäben aufführte, wobei er im Hintergrund von Techniker Till Frömmel, selbst Zauberkünstler, punktgenau unterstützt wurde.

Nach dem furiosen Einstieg in den zweiten Teil der Show wurde es für eine Weile sehr emotional als Mellow aus einem Tagebuch über seine Kindheit, seine Eltern, insbesondere über seinen verstorbenen Vater vorlas. Man hätte eine Stecknadel fallen gehört und Mellow lies das Publikum auf diese Weise so nah an sich heran, dass es kaum jemanden ohne Gänsehaut gab.

Die melancholische Stimmung nutzte als Einstieg in eine Reihe fantastischer Tricks mit Polaroid-Bildern und die Show nahm wieder volle Fahrt auf. Eine Zuschauerin lies eine Glühbirne leuchten (und schließlich zerbersten!) und nach einem fantastischen Kartentrick zeigte der bei dem Trick beteiligte Zuschauer einen Showtanz, der das Publikum begeisterte. Mellow bezeichnete Hartheim als das "Las Vegas des Schwarzwalds" und bedankte sich am Ende herzlich bei dem "Las Vegas Showgirl" , allen Mitarbeitern des Salmen für ihre ehrenamtliche tolle Arbeit und natürlich beim Publikum, das nicht mehr aufhören wollte zu klatschen als er buchstäblich in einer riesigen Seifenblase über der Bühne schwebte.

Am Ende nach der Show nahm Mellow sich noch viel Zeit für die vielen Kinder, die ihn mit Fragen bestürmten, und Autogrammkarten wollten. Auch konnte man eine kleine Box erwerben, in dem unter anderem ein Link ist, unter dem der Zauberer drei Tricks, die man mit dem Inhalt des kleinen Kästchens machen kann, genauestens per Video erklärt. Die Nachfrage war gewaltig und man sah an diesem gelungenen Abend nur glückliche (kleine und große) Menschen.